1. Zwei Wecker sind besser als einer.
2. Ein bisschen System muss trotzdem sein.
Besonders beim Füttern und Wiegen. Neben der Regelmäßigkeit der Fütterintervalle sollte alles ausreichend und übersichtlich dokumentiert sein. Das hilft, besonders bei mehreren Kätzchen, den Überblick zu bewahren.
Das Tierheim gab mir eine Gewichtstabelle mit, in der ich einmal täglich die Gewichte der Kätzchen festhalten sollte. Schnell habe ich gelernt, dass es besser ist, die Kätzchen 2mal täglich zu wiegen. Warum?
Kätzchen sollten immer zunehmen. In den ersten 2 Wochen zwischen 10 und 20 Gramm täglich. Wenn man bedenkt, dass die Kitten bei ihrer Geburt um die 100g wiegen, bedeutet das, dass sie täglich bis zu 20% ihres Körpergewichts zunehmen. Bei einem Menschen von 60kg Körpergewicht wären das unglaubliche 12kg am Tag!
Wenn man die Kätzchen 2mal täglich wiegt, kann man besorgniserregende Tendenzen (Stagnation, Gewichtsrückgang) schneller erkennen und demnach auch schneller reagieren. Beim Wiegen sollte man beachten, die Kätzchen konsequent entweder gefüttert oder ungefüttert zu wiegen, und das immer etwa zur gleichen Uhrzeit.
Eine digitale Waage ist hierbei unerlässlich.
Außerdem empfiehlt es sich, auch die einzelnen Fütterungen zu dokumentieren. Hierfür kann man ebenfalls eine Tabelle anlegen. Meine Tabelle enthält Angaben zu Fütterungsdatum und -uhrzeit, aufgenommener Milchmenge und Stuhlgang für jedes Kätzchen. Außerdem ist in jeder Spalte genug Platz, um ergänzende Anmerkungen vorzunehmen.
Bisher habe ich gelernt, dass ein so kleines Kitten mindestens 1mal alle 24 Stunden Kot absetzen sollte. Ist nach 3 Tagen noch nichts geschehen, muss man von einer Verstopfung ausgehen.
Ein unbedenkliches Mittel gegen Verstopfung ist Laktulose (Milchzucker), von der man maximal ein Tröpfchen zur Aufzuchtsmilch dazugeben sollte. Keinesfalls sollte man Lactulose jedoch regelmäßig anwenden, da es sonst zu einer Art Abhängigkeit kommen kann (Danke, Raupenmama, für diese Warnung!).
Bedenklich ist der Einsatz von Öl. In einigen Foren und selbst von einigen Tierärzten wird empfohlen, bei Verstopfung Speiseöl oder gar Paraffin einzuflößen. Tatsächlich schadet das auf lange Sicht dem Kitten eher, als es nutzt. Öl erziehlt eine abführende Wirkung, indem es die Darmwand auskleidet. Dadurch rutscht der Kot zwar gut durch, aber das Kitten kann auch keine Nährstoffe mehr über die Darmschleimhaut aufnehmen. Länger und/oder regelmäßig angewendet, würde man mit Öl also sein Kitten verhungern lassen! Danke, lovingangel und Raupenmama, für diesen wichtigen Hinweis!
Also: Gut: Lactulose. Schlecht: Öl. Beides niemals regelmäßig oder über einen längeren Zeitraum. Im Zweifelsfall immer einen Tierarzt konsultieren.
3. Schlecht: Wärmflasche (Verbrühungsgefahr, Temperaturschwankungen, hält Temperatur nur über relativ kurze
Zeit), Heizkissen (Kurzschlussgefahr), Rotlichtlampe (Verbrennungsgefahr)
Gut: SnuggleSafe Wärmekissen. Hält die Temperatur konstant bis zu 10 Stunden. Soll keine Werbung sein.
4. Irgendwie muss es einem gelingen, eine gute Balance zwischen dem Wunsch, das Bestmögliche für die Kleinen zu tun, und einem Gespür für die individuellen Bedürfnisse der Kitten zu gewinnen.
So sollte man nicht wegen jeder Unsicherheit zum TA laufen, weil jede Reise und jeder fremde Mensch Stress
für so ein kleines Wesen sind. Trotzdem sollte man niemals die Sicherheit des Kittens riskieren, indem man
versäumt, eine Fachmeinung einzuholen. Laienhafte Selbstdiagnosen sind nicht immer förderlich.
Ähnlich verhält es sich mit den Fütterungen. Regelmäßige Fütterungen, auch wenn das den Verlust sämtlicher
Tiefschlafphasen bedeutet? Definitiv ja! Dem Kitten pünktlich alle 2 Stunden eine bestimmte Menge Milch
hineinzwingen? Nein. Solange das Kitten nicht komplett aufhört, etwas zu sich zu nehmen, sind kleine
Schwankungen in der Futtermenge okay. Eine gute Indikation ist hier wieder der Blick auf die beiden Tabellen.
Am Thema "Balance" arbeite ich noch
5. Die Wahl der Aufzuchtsmilch kann entscheidend sein. Gute Aufzuchtsmilch klumpt nicht und hat einen hohen Nährstoffgehalt. Eine gute Aufzuchtsmilch ist zum Beispiel KMR. Eher schlecht ist Royal Canin. Leider nutzt mein Tierheim nur Royal Canin.
Richtig gute Aufzuchtsmilch enthält Kolostrum, eine Nachbildung der ersten Muttermilch, mit der die Kitten ihre grundlegende Immunabwehr aufnehmen mussten. Bei mutterlosen Findelkindern kann man nicht davon ausgehen, dass sie diese erhalten haben. Mit kolostrumhaltiger Aufzuchtsmilch oder reinem Kolostrum kann man diesem möglichen Defizit entgegen wirken. Dies muss aber in der Regel in den ersten 3 Tagen nach der Geburt verabreicht werden. Das bedeutet, dass man sich vorher beim TH erkundigen sollte, ob es dort Usus ist (oder überhaupt finanziell tragbar), auf Kolostrum zurückzugreifen. Wenn nicht und wenn die Kitten erst wenige Tage alt in die Pflege kommen, könnte man auch auf eigene Kosten diesen wichtigen Grundstein für die Immunabwehr legen.
6. [b]Wurmkur[/b]. Huch. Mein Tierheim möchte, dass ich die Kitten im Alter von 3 Wochen mit Flubenol entwurme. Eine Wurmkur ist bei Findelkindern zwar angebracht, jedoch muss man dabei auf die Agressivität des Mittels im Zusammenhang mit dem Alter des Kittens achten. Auch hier empfiehlt es sich, einen erfahrenen Tierarzt und/oder einen erfahrenen Züchter zu konsultieren.
7. Nicht jeder Tierarzt ist ein guter Ratgeber für Handaufzuchten. Obwohl der eigene Tierarzt gut die erwachsene Katze behandelt hat, heißt das nicht, dass er auch im Umgang mit Handaufzuchten kompetent ist. Hierfür braucht er - wie jeder andere Mensch auch - Erfahrung.
[hr]
Ich hoffe, meine Lernerfolge erweisen sich nicht als falsch oder schädlich. Wenn hier eurer Meinung nach grober Unfug steht, meldet euch bitte! Und ja, ich hab das dazu gelernt, aber Erfahrung fehlt mir trotzdem. Dieser Eintrag ist also kein Nachschlagewerk für die einfache Handhabung von Handaufzuchten zuhause. Vielleicht aber eine Grundlage für weiterführende, hilfreiche Tipps und Diskussionen?